Gesundheit in guten Händen
Adler-Apotheke Daun – 200 Jahre jung!
Im Reigen vieler Jubiläen darf sich die Adler-Apotheke in der Leopoldstraße Daun eines besonderen erfreuen: 200 Jahre alt wird sie im Juni dieses Jahres, ist jedoch heute noch jung, modern und dynamisch.
1816 übernahmen die Preußen die Regierungsgeschäfte im neu geschaffen Kreis Daun und begannen mit einem systematischen Aufbau in allen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereichen. Besonderes Augenmerk galt dabei dem Gesundheitswesen, das bis zu dieser Zeit sehr im Argen lag.
So ernannte der damalige erste Landrat des Landkreises Daun Ernst Avenarius (1817-1839) den Dauner Arzt Johann Weber zum ersten „Kreisphysikus“ (= Kreis-, Amtsarzt). 1787 in Schutz als Sohn des Mühlenbesitzers Peter Weber und Anna Maria Zirbes geboren, hatte er sich als junger Arzt in Daun niedergelassen. In seiner Wohnhauspraxis“ (heute AOK Gesundheitskasse Daun) verwahrte er anfangs selbst Medikamente, Gewürze, Drogen und Heilkräuter, stellte Salben und Mixturen her.
Damit verkörperte er wohl als einer der letzten Personen, die in sich zwei Berufe vereinten, nämlich den eines Arztes und den eines Apothekers. Das Wort „Apotheke“ ist lateinisch und bezeichnet im engeren Sinne einen Ort, an dem Arzneimittel und Medizinprodukte abgegeben, geprüft und hergestellt werden.
Den preußischen Gesetzen nach war die Arzneimittelherstellung durch Ärzte nicht zulässig. Sie war alleinige Aufgabe von Apothekern und des übrigen Apothekenpersonals. Sie wurden verpflichtet, neben der Herstellung von Medikamenten und deren Verkauf, die Kunden zu beraten, sie über unerwünschte Wirkungen aufzuklären und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder apothekenpflichtigen Medizinprodukten aufzudecken und zu informieren.
Qualifizierter Apotheker gesucht
In Daun gab es jedoch seinerzeit keinen staatlich geprüften Apotheker. Auch „Kreisphysikus“ Johann Weber war keiner. So drängten er und Landrat Ernst Avenarius auf die Niederlassung einer selbständigen Apotheke. In Amtsblättern der königlich-preußischen Regierung zu Trier baten sie mehrmals um Bewerbung qualifizierter Apotheker: „Es wird hiermit zur Kenntnis des Publikums gebracht, dass sich bis jetzt noch kein qualifizierter Apotheker im Kreis Daun befindet; diejenigen Apotheker, welche daher geneigt sind, sich in dem gedachten Kreise niederzulassen, werden hierdurch aufgefordert, sich dieserhalb bei uns zu melden, und die nötigen Zertifikate bei uns einzureichen.“ (26.6.1818)
Aber vorerst meldeten sich keine Apotheker, die „geneigt waren“, sich in der unbekannten Eifel und im abgelegenen Kreis Daun niederzulassen. Die ärmlichen und fast nur landwirtschaftlich geprägten Strukturen waren in deutschen Landen negativ bekannt. Auch die Einwohnerzahlen der Kreisstadt Daun (knapp 600) und des Fleckens Hillesheim (ca. 800) versprachen keinen großen Verdienst.
„Apotheker Veling hat sich etabiliert“
Sechs Jahre später! Das königlich-preußische Amtsblatt konnte vermelden, dass sich „der approbierte und höheren Orts concessionierte Apotheker Hermann Josef Veling“ beworben hatte und am 24. April 1824 vorschriftsmäßig vereidet worden war. Sofort richtete Veling in Hillesheim und Daun Räume als Apotheken ein. Im Amtsblatt brachte der Landrat am 4. Juni 1824 „dem Publikum hiermit zur Kenntnis, dass in dem Kreisort Daun … eine Apotheke angelegt und bereits vollständig eingerichtet ist, so dass Herr Veling seinem Kunst-Gewerbe in Verfertigung und Verkauf von Arzneien nachkommen kann.“ (Amtsblatt der königlich-preußischen Regierung zu Trier).
Hermann Josef Veling wurde 1790 in Simmern geboren, heiratete im August 1824 Luise Görgen aus Boppard und wohnte in Hillesheim in der mit dem bis heute gültigen Namen „Löwen-Apotheke“. Dort kamen auch neun Kinder der Veling-Familie zur Welt.
Die Dauner Apotheke, anfangs Filiale von Hillesheim, entstand in der Leopoldstraße als Umbau eines bereits vorhandenen Gebäudes. Sie ist die bis heute bestehende „Adler-Apotheke“, die sich diesen Namen jedoch erst Jahrzehnte später zulegte. Anfangs betreute Herr Veling die Dauner Apotheke noch mit seinen Angestellten persönlich, ließ Waren und Medizin von Hillesheim nach Daun bringen. Dann übertrug er diese Filialapotheke an selbständig agierende Apotheker.
Unter diesen Apothekern Ludwig Franz Biehaut (ab 1847) aus Kleve. Er gab seiner nun „selbständigen Vollapotheke“, die aus einem Wohnhaus mit Hofraum, einem Garten am Haus, Stall und Scheune bestand, den bis heute gültigen Namen "Adler-Apotheke". Diesem Apotheker Biehaut ist es auch zu verdanken, dass die Stadt Daun bis heute einen unter Denkmalschutz stehenden ‚evangelischen Friedhof' besitzt. Er löste damit einen jahrzehntelangen "interkonfessionalen Streit" indem er seinen privat und beruflich genutzten "Gewürzgarten" 1862 der Zivilgemeinde Daun "zur Anlegung eines Begräbnisplatzes für die Evangelischen in der Gemeinde Daun" übertrug. Er selbst fand am 6.2.1883 dort ebenfalls seine letzte Ruhestätte.
Nach ihm erlebte die Adler-Apotheke häufig wechselnde Besitzer.
Ein ‚Adler‘ aus Ruinen
1926 gelangten Konzession und Adler-Apotheke an die bekannte Familie Hubert Ernst, die aus Palenberg bei Aachen stammte. In den kommenden Jahrzehnten nahm Familie Ernst bedeutsame Umänderungen, Vergrößerungen und Modernisierungen an und in der Adler-Apotheke vor.
Jäh und grausam wirkte dann der Weltkrieg mit seinen Schreckenstagen in Daun am 19. Juli 1944. Ein großer Bomberangriff zerstörte weite Teile der Dauner Innenstadt, bei dem ebenfalls die Adler-Apotheke in Schutt und Asche fiel. In deren Trümmern fanden der Apotheker Hubert Ernst mit zweien seiner Töchter sowie acht Kunden den Tod.
Nach Kriegsende sorgte Witwe Liesel Ernst für einen Neubau (Einweihung: 1950) und übertrug dann 1964 ihrer approbierten Tochter Ruth die Konzession, die die Adler-Apotheke stets der fortschreitenden Technik und den Ansprüchen der Kunden gemäß anpasste. 1996 trat Ruth Ernst, der 1989 der Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz und 2002 die Staatsmedaille für besondere soziale Verdienste verliehen wurden, verstarb am 01.03.2013.
Seit dem 01.07.1996 wird ihr Lebenswerk von der Apothekerin Beate Reuter aus Kelberg-Meisenthal zum Wohle des kranken Menschen weiterführt, gemäß dem Motto, das 1950 in den Grundstein des Dauner Apothekenneubaus eingemauert wurde: „Möge mit Gottes Segen die neue Apotheke eine Stätte sein, leidenden Menschen zu helfen“.
Beate Reuter ließ 2012 weitreichende Umbaumaßnahmen durchführen, die Arzneimittel werden im automatischen Warenlager verwaltet, der Eingangsbereich der Apotheke mit seinen einladenden Schaufenstern ist barrierefrei gestaltet, eigene Kundenparkplätze stehen dem Kunden zur Verfügung. Angeboten werden neben einem reichhaltigen, modernen Arzneimittel- und Warensortiment zahlreiche weitere Serviceleistungen.
Unendlich viel hat sich in den letzten zwei Jahrhunderten ereignet! Unendlich viel hat sich verändert, aber die Adler-Apotheke ist ihrem Leitsatz: „salus aegroti suprema lex – das Wohl des Kranken ist oberstes Gesetz“ seit 1824 treu geblieben.